2022 JANUAR

 

Sechs Grad warm zeigt das Thermometer vor meiner Nase an, worauf ich mich im Bett noch einmal drehe. Im Wohnraum sind es noch drei Grad. Seit Jahren führe ich eine Ersatzheizpumpe mit mir. Jetzt kommt sie am Dreikönigstag (06.01) zum Einsatz. Ich kann sie eigenhändig ersetzen und das Alde Gerät nimmt sofort wieder seinen Heizdienst auf.

 

Thomas feierte am 2. Januar seinen 60. Geburtstag und Charlie am 6. Januar seinen 73. Thomas gibt Margrit, Charlie und mir eine Kirchenführung auf dem Winzelnberg/Neukirch/Bahnstation Steinebrunn, wo er in der Galluskirche als Mesmer amtet. Engagiert zeigt er (8.01.2022) uns die Feinheiten der Gemälde und die perfekte neue LED-Beleuchtung. Im nahegelegenen Restaurant mit diversen abgetrennten, hübschen Räumen zelebrieren wir das feine Mittagessen. Margrit und Charlie entlocken Thomas viele persönliche Aussagen zu seinen fünf durchlebten Jahrzehnten.  

 

Thomas kenne ich von seinem zweiten Lebensjahrzehnt an. Der damalige Pfarrer in Wittenbach wollte mit seinen Jugendlichen erst jugendgerecht gestaltete Gottesdienste feiern, wenn sie auch die ordentlichen Gemeindegottesdienste besuchen würden. Auf diese Erpressung gingen die Jugendlichen nicht ein und engagierten mich eigenverantwortlich hintenherum! Mit Annemarie, ihrer Leiterin, hatten wir in den siebziger Jahren schon in Gossau jugendgerechte Gottesdienste gefeiert Das waren kreativ gestaltete Gottesdienste mit Malen, Gesprächen, selbstgewählten Texten und Musizieren. Sooou schöön!

 

Thomas steckte sein erworbenes Lehrerpatent schön gefaltet in die Tasche und kam als Jugendarbeiter nach Halden! Danach wechselte er als Religionslehrer an die gemischte Flade (Sekundarschule) im Notkerschulhaus. Und schliesslich liess er sich vor fünf Jahren zum Mesmer auf dem Winzelnberg befördern, wo er ab und zu mit seiner Klarinette Gottesdienste mitgestaltet. Sooou schööön!

 

Was für ein herrliches Konzert mit Melodien aus Irland, dem Norden und Osten schenken uns Norbert Schmuck an der Orgel im Neudorf (8.01.2022) und Ruth Bischofberger mit ihren verschiedenen Flöten und virtuosem Spiel. Ich liebe mir unbekannte, in meinen Ohren noch unverbrauchte Musik besonders. Sooou schööön!

 

Wochenlang strahlt die Sonne im Januar 22 im Sarganserland einladend zu kleinen Wanderungen, am Rhein, in der Bündner Herrschaft und in den Flumserbergen.

Und doch! In mir muss noch mehr passieren. Am 29. Januar 22 besuche ich meine Cousine zu ihrem 96. Geburtstag im Seniorenheim in Gossau. Nach ihrem Lebenskonzept misstraut sie allen Menschen und wird nach zwei Jahren Corona-Gefangensein in ihrer Wohnung immer unzufriedener. Das belastet mich.   

 

 

Im Norden ist Schnee angesagt. Im Süden schön! Also los! Der Nordföhn treibt mich (30. Januar 22) über den San Bernardino in den Tessin. Auf dem Camping Miralago, als Einziger von fünf Plätzen in Tenero auch im Winter offen, herrscht mildes, stahlblaues Wetter. Zur rechten Zeit am rechten Ort!

2022 Februar

 

(Korrektur zu 2022 Januar: Thomas feierte am 2. Januar seinen 60. Geburtstag. FreundeInnen reklamieren wegen meiner Zahl 50. Das war einfach so eine Schätzung von mir. Aber Thomas, 60 ist auch noch sehr jung.)

 

Als ich am Sonntag auf dem Campo Miralago bei Tenero (30.01.22) ankomme sehe ich bei Sonnenuntergang die einzigen Wolken über dem Monte Gambarogno. Sie leuchten wie Feuer. Am wolkenfreien Himmel kann nicht plötzlich ein glühendes Wolkenband aufziehen. Das ist ein Waldbrand! Auf der Rückseite des Monte Gambarogno in Richtung Indemini lodert es. Acht Tage lang versuchen Helikopter mit angehängten «Einkaufstaschen», so mickerig sehen diese Behälter in der Luft aus, das gefrässige und später mottende Feuer zu löschen. Während es im Norden der Alpen regnet und schneit, herrscht im Tessin Trockenheit und Nordföhn. Das Feuer frisst sich vom Gipfel die Hänge herunter zu einzelnen Ferienhäusern und in Richtung Indemini. Ein hübsches Dorf, das aus zweihundert Jahre alten Rustici besteht. Albert kennt das. Beruflich hat er das Dorf photogrammetrisch ausgewertet.  

 

Mittwoch, 2.2.22 Mich erreicht ein SMS: «Wir essen zu Mittag in Locarno und wandern nachher nach Tenero. Wenn du im Womo bist, kommen wir dich gern besuchen.» Bald darauf sitze ich bei Silvia und Margrit an ihrem Pizzatisch im Pazo. 

 

Im Lago di Lovorno (Verzasca Stausee, 460m) ist alles Wasser abgelassen. An den Steilhängen zur Schlucht kommen viele Terrassierungen früherer Generationen und eine gut ausgebaute Strasse mit Brücken zum Vorschein. Im August 1964 wurde begonnen, das Reservoir zu füllen. Ein Teil des Dorfs Vogorno wurde dabei im Sommer 1965 überflutet; die Häuser wurden am Hang oberhalb des Sees neu erbaut. Im September 1965 war das Reservoir voll und der Bau abgeschlossen.

 

Während der Erstbefüllung des Speichersees trat wiederholt seismische Aktivität auf. Die Erdbeben begannen im Mai 1965, und die grössten Störungen traten zwischen Oktober und November auf, als der Speicher voll war. Die Epizentren lagen nahe der Staumauer. Bis zu 25 Stösse pro Tag wurden gemessen. Nach der ersten Entleerung und Wiederauffüllung war Ruhe eingekehrt.

 

Hans besucht mich auf dem Campo Miralago und hat e-bike-Touren-Vorschläge im Gepäck. Die erste (8.2.22) vom Camp über Agarone hoch nach Ditto und Monti di Motti (1061m). Wunderschöne Aussichten aufs Tal und den Lago Maggiore hinunter.

 

Die zweite Tour (9.2.22) führt uns über Locarno nach Brè sopra Locarno (1002m) und unter der Cardada-Seilbahn durch nach San Bernardo (1028m). Die Aussicht von San Bernardo über die Magadinoebene und den Lago Maggiore ist ebenfalls prächtig. Von Brè aus sieht man weit hinein ins Cento Valli und ins Onsernone Tal. Sooou schööön!

 

Nach Mergoscia (731m) führt uns der Weg zum Dritten (10.2.22), da uns eine Campnachbarin erzählt, man müsse nicht durch den langen, schwarzen Tunnel fahren, sondern könne aussenrum auf der alten Strasse nach Mergoscia. Und diese Strasse wird wirklich sehr gepflegt. Sooou schöön! Auf dem Rückweg fahren wir auf dem Höhenweg von Brione nach Locarno und hinaus zur Maggia. Heute ist es kälter als die Tage zuvor. An den Bäumen spriessen noch keine Blätter. Darum warten auch die Kamelien noch ab!

Am Freitag, 11.2.22 liegt noch eine vierte e-bike Tour drin. Über Contra fahren wir zum Vogorno-Stausee. Hans weiss eine Menge über solch technische Bauten. Dass sich zB eine solche Riesenmauer bei Sonneneinstrahlung durchaus um ca 30 Zentimeter verbiegt. Dass im Innern feine Lotfäden hangen, um die kleinsten Veränderungen zu dokumentieren.

Am Ende des Stausees zweigen wir nach Corippo (566m) ab. Das Dorf scheint fast menschenleer. Es ist ein eng verschachteltes, terrassiertes, treppendichtes, schleppintensives, umwaldetes, ursprünglich belassenes Hüttendorf.

 

Schliesslich ist es nicht mehr weit nach Lavertezzo und zur Ponte dei Salt (542m)  der doppelbögigen, doppelbuckligen Steinbrücke. Zu dieser kalten Jahreszeit sehen wir niemanden ins Wasser springen. Auf die Kirche von Lavertezzo und die Steinbrücke sehen wir auch von Rancone herunter.

 

Nach diesen vier Sooou-schööön-Touren verlässt mich Hans am Freitag wieder.

Ich fahre am Sonntag (13.2.22) nach Gossau, während es am Montag im Tessin überraschenderweise bis auf die Promenaden und Gartentische runter schneit. Im Norden (Norddeutschland) legen Orkane den Zugverkehr lahm. Bäume fallen auf geparkte und vorbeifahrende Autos. Recht heftig!

 

Fragst mich, wie es mir geht? Sehr gut! Das Einzige, was mich begleitet ist die Osteoporose. Um sie aufzuhalten setzt mir der Arzt alle drei Monate eine Ibandronat-Spritze. Heute (22.2.22 hübsches Datum) macht sie Dr. Luzius in Walzenhausen. Ansonsten findet er nichts zu bemängeln; ich auch nicht. 

 

Am Priesterbegegnungstag (23.2.22) mit dem Bischof in St.Gallen/St. Georgen treffe ich meinen Chef nach langen Jahren wieder einmal, ebenso viele betagte Priester. Einige ausländische Priester, die der Bischof sorgfältig auswählt, bilden das aktive Mittelfeld.

An diesem Tag erscheint auch ein Artikel der St. Galler Kirchenverwaltung. Deren Plan ist es, drei Grosszentren sollen in der Stadt unverändert bestehen bleiben: St. Maria Neudorf, Dom und Bruggen. Bei den übrigen acht Pfarreien werden bauliche Anpassungen entsprechend der Nutzung diskutiert. In St. Fiden wird der Eingangsbereich unter der Empore bereits zu einem Begegnungsraum mit kleiner Küche durch eine Glaswand vom Kirchenraum abgetrennt.

 

Stefan begleitet mich an den äusserten Südwest-Zipfel der Schweiz, über Genf hinaus. Unser Weg entfaltet sich mit selbstgewähltem Autobahnverbot sehr spannend. Frienisberg, Aarberg, entlang der Südseite des Neuenburgersees, Lausanne, Nyon, Dardagny, wo wir auf einem Friedhofparkplatz unsere Ruhe finden. Im benachbarten Weiler Malval fliesst die L`Allondon, wo immer sie will, durch das kleine Tal. Stefan macht mich auf die Flechten an den Bäumen und Sträuchern aufmerksam, was auf konstante Feuchtigkeit im heissen Tal hindeutet. La Laire heisst ein kleiner Bach, der aus Frankreich herkommend im südwestlichsten Zipfel des Kantons Genf der schweizerisch-französischen Grenze entlang fliesst und auf Schweizer Gebiet in die Rhone mündet. Ebenfalls wild mäandernd und der Natur überlassen. Sooou schööön!

 

Carouge bei Genf ist mit einem Stern auf der Landeskarte eingezeichnet. Genf selber aber überrascht mich mehr. Diese Stadt will ich demnächst mal kennen lernen.

Den Abschluss (27.2.22) findet unser Ausflug bei einem feinen Risottoessen bei Stefan`s Frau Helen in Bern. Immer wieder lässt mich die Stadt Bern grosszügig bei der Lorraine-Brücke schlafen.   

 

 

Theres füllt in Rotkreuz eine Waschmaschine nach der anderen mit meiner privaten und der Womowäsche! So hilfreich! Hans hat wie jedes Jahr alles zu meiner Steuererklärung vorbereitet. Ein Vergleich mit dem Vorjahr, eine Unterschrift und alle Arbeit ist am 28.2.22 abgeschlossen. Sooou schööön!

 

2022 März

 

Ich habe den Februar-Bericht ohne eine Bemerkung zu Putin`s Krieg, den er Ende Februar in der Ukraine hat losbrechen lassen, ins Netz gestellt. Draussen in der Natur habe ich nur ganz wenige Informationen aufgenommen und wieder verdrängt. Ich wusste zu wenig, um persönlich darüber zu schreiben. Jetzt habe ich anfangs März - so gut es geht - viele Informationen eingeholt.  

Ein hundsgemeiner Diktator, dieser Putin, ein hinterlistiger Verbrecher. Manipulator und Lügner sondergleichen. Demokratie sei eine schwache Regierungsform, sagt er. Jetzt ist der verlogene Diktator zu weit gegangen und hat von der Demokratie eins auf die Schnauze bekommen. Überwältigend, wie die Welt plötzlich urteilt. 147 Staaten sagen: «So nicht!» Nur Trump versteht noch nichts. Ich befürchte, die Republikaner in den USA werden diesen irren Narzissten wieder zum Präsidenten wählen. So schizophren verhalten sich Menschen in der Welt.  

 

Sanktionen gegen Putin und seine Oligarchen wirken. Nur leider tun sie dem Volk mehr weh, als den Milliardären in Russland und Ausland. Materiell leiden und der gefilterten Regierungspropaganda ausgesetzt sein, ergibt eine gefährlich aggressive Mischung. In dieser Verzerrung verdammt ein Teil des Volkes, dem keine weiteren Kanäle zugänglich sind, den Westen als Verursacher ihrer Armut. Ich habe bei meiner Reise durch Russland (2017) einige Leute darauf angesprochen, wie sie zu Putin stehen. «Putin hat uns nach Gorbatschow wieder Ordnung und Wohlstand gebracht», loben sie. «Im Übrigen muss man sich halt der Regierung und ihren Gesetzen fügen, dann wird man in Ruhe gelassen».

 

Russen wollen - wie die meisten Menschen in der Welt - einfach nur leben! Mit Tatsachenverdrehungen und Informationssperren kann man einen Teil zu Feinden machen. Das bringen machtbesessene Regierungen fertig, von China bis USA rund um die Welt.

 

Wie werden wir Putin los? Einerseits muss er von den Weltregierungen weiterhin isoliert werden und die Oligarchen müssen ihn, weil sie Geld verlieren, fallen lassen. Wichtig aber wird in meinen Augen jener Schritt sein, wo das russische Volk auf die Strasse geht, um gegen die Machenschaften des Präsidenten und der Oligarchen zu demonstrieren. Diese Kritik wird Putin und sein Regime umbringen. Putin fürchtet nichts so sehr, wie ein freies, meinungsstarkes Volk. Das ist das pure Gegenteil zu seiner Diktatur und das verbindet ihn mit China. Aber China geht vorerst anders vor. China kauft ganz Afrika und mit der Seidenstrasse auch ganz Europa auf. In wenigen Jahrzehnten werden wir fast unmerklich unter der totalen Kontrolle von China erwachen.

 

Es ist beinahe rührend, wie Putin an Weihnachten demütig am Gottesdienst in der Kirche teilnimmt. Bestimmt wird er an Ostern wieder im Gebet der orthodoxen Erlöser-Kirche zu sehen sein und ausrufen: «Jesus Christus ist auferstanden!» (Ich liebe die orthodoxen Gesänge). Was sagt die mächtige orthodoxe Kirchenleitung zu Putin`s «Spezieller Operation», die man nicht «Krieg» nennen darf? Darüber kann ich in keiner Presse etwas lesen. Sind die Metropoliten und Popen zu feige, Putin die Leviten zu lesen? (Späte Mitteilung in der Presse: Der Patriarch von Moskau nennt Putins Ausfall eine Heilige Sache!)   

 

Wozu doch ein Komiker fähig ist! Selenskyj entwickelt sich zu einem fähigen Präsidenten. Nicht nur das. Er bewegt die ganze Welt mit seinem mutigen, verlässlichen und ruhigen Handeln mit seiner Nähe zum ukrainischen Volk. Damit löst er eine unvergleichliche Solidaritätswelle aus. (1.3.2022) Sooou schööön!

 

Themawechsel: Nach drei Jahren muss ich das Womo bei der Motorfahrzeugkontrolle vorführen. Das Kühlaggregat leckt. Scheinbar hat man es in Argentinien beim Aus- und Einbauen verletzt und mit einer fraglichen Paste abgedichtet. Des Weiteren haften zwei neue Pneus auf den Vorderrädern und die Spur wird nachgestellt, weil das längst behobene Problem der einseitigen Abnutzung wieder auftritt! Ein paar Kleinigkeiten wie Gummihalterungen auswechseln und Aussenlampen ersetzen. Kostet Zeit und eine Menge Geld.

 

Adrian Fürk ist gerade (8.3.2022) zur Motorfahrzeugprüfung nach Buriet/Rheineck gefahren, während ich gespannt eine heisse Ovo im Gallusmarkt trinke und der Dinge harre, die da (noch) kommen sollen. Hoffentlich schafft`s mein Womo auf Anhieb! – Ist geschafft! Sooou schööön!

 

Bei Carthago in Arbon erhalte ich kurzfristig (die Mechs haben gewaltig viel Arbeit) einen Termin (9.3.2022) für die fällige Gasleitungskontrolle! Zwei Schläuche altershalber ersetzen. Ist auch geschafft! Dazu noch zwei Schlosszylinder flicken und die dritte Flamme am Herd brennfroh stimmen. Jetzt kann`s weiter gehen! Noch einmal Seidenstrasse und Panam mit diesem tadellosen Gefährt? Schön wär`s.

 

In Vilters will ich anderntags (10.3.2022) duschen. Plups. Kein Wasser in der Dusche, bald aber auf dem Asphalt. Drei Camper-Garagen von Mels, Sargans und Chur können sich dieses Problems nicht annehmen. In absehbarer Zeit auch nicht in Arbon. Also beginne ich mit meinem Neffen und Schwager die Dusche selber auszubauen. Zeitaufwändig. Dann schicke ich ein Foto von dem defekten Anschlussteil zu CCC nach Arbon. Jetzt sehen mich die Mechs total im Argen liegen. Ein halbes Jahr habe letztes Mal die Lieferung eines Ersatzteiles gedauert. Sie bieten mir deshalb an, die Dusche mit einem dauerhaften Provisorium zu flicken! So ein Entgegenkommen!!! Ich bin schon unterwegs nach Arbon!

 

Während die Mechen mechen (11.3.2022), fahre ich mit allerlei ÖV und PW von Arbon in die Flumserberge. Hier sind wir zum 80. Geburtstagsfest von Käthi, unserer Schwägerin und zum Ortswechsel von Sibilla, unserer zweiten Schwägerin verabredet. Sibilla zieht nach dem Tod unseres Bruders Ernst von Vilters nach Maienfeld. Risotto à la Lorenzo soll es geben und einen indonesischen Braten. Durch unsere Jahrzehnte lange Lebenserfahrung haben wir uns viel Lustiges zu erzählen.

 

Beim oft wilden durcheinander Reden kommt es zudem zu lustigen Missverständnissen. So hört Theres zum Beispiel beim Wort «Datenschutz» das Wort «Gartenschutz» und kann dieses Wort in der laufenden Diskussion nicht einordnen. Wir lachen viel und fühlen uns einander sehr nah und verbunden. Sooou schööön!

 

PW und ÖV bringen mich denselben Weg von den Flumserbergen wieder nach Arbon zurück. Am Abend kann ich mein Womo mit funktionierender Dusche in Empfang nehmen. Immer wieder habe ich Dank hilfreicher Menschen mehr Glück wie Pech. Sooou schööön!

 

Von Arbon fahre ich weiter nach St. Gallen, um anderntags unsere Cousine in Gossau zu besuchen. Beim Einrichten des Stellplatzes erreicht mich (11.3.2022, 20.50) das Seniorenheim mit der Nachricht, es gebe im Gesundheitszustand unserer Cousine grosse Veränderungen, wahrscheinlich durch Hirnschlag oder Hirnblutung. Jetzt wird mein Besuch noch dringender. Unsere Cousine will mit 96 Jahren keinen Eingriff mehr. Sie ist plötzlich bettlägerig und sehr schwach, aber im Geiste fit.

 

Eine ruhige Nacht verbringe ich zwischen Friedhof und der Pauluskirche in Gossau. Durch die Reihen besuche ich verstorbene Freunde und Bekannte aus meiner Kaplanzeit (1974-79) wie Ernst Brunner, Liny Ledergeber, Noldi Ammann, Rosmarie Güpfert, Isidor Bischof, Gust Braunwalder. Zeit für Erinnerungen!  

 

Nach zwei Tagen Besuchen in Gossau lande ich am Sonntagnachmittag (13.3.2022) per E-bike auf dem aussichtsreichen Tannenberg und auch noch im Orgelkonzert von Bernhard Ruchti in der Andreaskirche. Auf dem hundert Kilometer langen Weg nach Vilters putscht der Föhn ganz heftig. Ein mühsamer Kerl. Ein Unmenge Saharastaub verschleiert über mehrere Tage unser Land.

 

Lauben um die Berglihütte herum ist keine schwere Aufgabe, aber schmerzt anderntags doch in meines Bruders Knie und meinem Osteoporosegürtel.

 

Das Seniorenheim Vita Tertia berichtet, der Gesundheitszustand unserer Cousine habe sich nochmals deutlich verschlechtert. Unverzüglich (16.3.2022) fahre ich nach Gossau, sie zu besuchen. «Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau` ich und fürcht` mich nicht. Auf dich vertrau` ich und fürcht` mich nicht!» Dieses Taizé-Lied begleitet uns. Um zweiundzwanzig Uhr verabschiede ich mich für diese Nacht. Kurz darauf stirbt sie. Ein Freund schreibt: «Du hast sie nicht nur in die Nacht verabschiedet, sondern gleich ins Licht und in den Frieden bei Gott. Irgendwie schön!» So schön ausgedrückt, mein lieber Kornel.

 

 

2022 April

 

Jetzt habe ich ein Alter und einen Stand erreicht, an dem mir alles zu Füssen liegt!

--- Alles, was ich in die Hände nehme, landet auf dem Boden. Das Gute daran: Ich bücke mich mehr wie früher!

 

Sonja hat mit ihrer Vorbereitungsgruppe in Wangs (10.4.22) einen sinnvollen, lockeren Familiengottesdienst gestaltet, zu dem ich die Eucharistie zelebriere. Mit ihren Körbchen und Palmstecken prägen viele Mädchen und Buben die Feier zum Einzug Jesu in Jerusalem mit Fröhlichkeit und Lebendigkeit. Sooou schööön! 

 

Mit der Wohnungsübergabe meiner verstorbenen Cousine an Vita Tertia in Gossau (12.4.22) schliesse ich eine fünfundzwanzigjährige, verwandtschaftliche Beziehung ab. Die Farben der Erinnerungen bleiben.

 

Am Hohen Donnerstag sitzen wir zur Eucharistiefeier in der Kirche in Vilters. Das Füssewaschen und das Abendmahl sind die zentralen Anliegen des priesterlichen Dienstes: «Tut dies zu meinem Gedächtnis».

Vor dem Gloria öffnet der Mesmer ein Seitenfenster und läutet dann alle fünf Glocken, während wir schweigend hinhören. Bewegendes Lauschen. Ab diesem Augenblick werden die Glocken bis zur Osternacht schweigen. Bewegend daran zu denken, wie viele Menschen in dieser Kriegszeit von Putin gegen die Ukraine auf beiden Seiten die Osterglocken nicht mehr hören werden.

 

Karfreitag: meine vor zwei Jahren improvisierte Kapelle auf dem Hinterhofparkplatz von Daniel in Santa Fe, Argentinien, wo ich wegen der Coronaquarantäne täglich herumgetigert bin.

   

In jeder Eucharistie feiern wir den Tod und die Auferstehung Jesu. Das Osterlied «Christus ist erstanden» wirkt für mich in der Osternacht (in Vilters 16.4.22) gesungen, wie eine tiefe Antwort meines Glaubens aus dem Innern bejahend und erfreuend. «Frohe Ostern» bekommt für mich von daher seinen Sinn. Eigenartig, dass wir die Osterlieder nur in der Osterzeit singen können. So ergeht es auch den Weihnachtsliedern in der Weihnachtszeit und den Heilig Geist Liedern in der Pfingstzeit. Obwohl der Inhalt das ganze Jahr hindurch stimmt, gibt es Zeiten, zu denen man das Eine oder das Andere nicht singen kann. So eigenständig, kraftvoll und an den liturgischen Rhythmus gebunden sind die Texte und Melodien.