2024

SCHWEIZ XI

2024  April

 

Wäre es der 1. April würde ich an lauter Scherze denken. Aber es ist der 2. April. Zum Ersten: Kornel schreibt, sein Womo laufe rechtzeitig vor der Fahrt nach Tenero wieder! Es litt an einem Marderschaden. Zum Zweiten: Ich kriege das blockierte Whatsapp auf dem PC wieder hin und bin somit viel schneller im Nachrichtenschreiben. Zum Dritten: Marco ruft Hans Grünenfelder an, um all die grossen Bäume vor dem Haus fällen zu lassen. Die Stürme von West und Süd wirken immer bedrohlicher. Am Abend besichtigt Hans Grünenfelder bereits die Situation und zählt sechs Bäume, die Marco opfern will. In knapp einem Monat soll die Arbeit getan sein. Zum Vierten: Auf Paul`s Haus kann ich zwei Ziegel befestigen, damit sich der Föhn nächstes Mal daran die Zähne ausbeisst. Zum Fünften: Roger teilt mit, er könne an Auffahrt mit mir nach Taizé fahren. Taizé bestätigt, wir seien willkommen! All diese Ereignisse am heutigen Tag freuen mich sehr.

 

Und weiter geht`s! Die Akkus sind geladen. Hans führt mich von Rotkreuz über Cham-Baar zur Lorze. Das Lorzental entlang bis zu den Höllgrotten. Ansteigend auf den Zugerberg. Endlos und steil runter nach Arth Goldau. Über Immensee nach Rotkreuz. 53km und 1040 Höhenmeter. Direkt an den Mittagstisch von Theres.

 

Franziska und Kornel lagern mit ihrem vierjährigen Töchterchen Yara im Wohnmobil in Meierskappel und kommen am Nachmittag per bike bei Theres zu Besuch.

 

Die Aussicht von der Seebodenalp und der Alpwirtschaft Räb ist gewaltig. Älplermaccaroni gibt es leider erst ab Mai. (6.4.24).

 

Hannaé feiert ihren dreizehnten Geburtstag. Was für ein Alter, wo die Welt täglich Kopf steht oder in merklichere Schieflage gerät, als dass die Erdachse es vorgibt! Hannaé meistert das gut.

 

Auf zauberhaften Wegen biked Hans mit mir den sanften Hängen mit viel versteckten, hübsch gelegenen Bauernhöfen über Meierskappel nach Udligenswil und hoch zur Jost-Wallfahrtskirche in Dottenberg, und weil es so flott vorangeht gerade noch zum Michelschrütz über Rotkreuz (8.4.24). 38km, 959Höhenmeter. Direkt an den Mittagstisch von Theres. Diese Tour will ich später noch einmal machen, wenn der Saharastaub die Sicht auf die umliegenden Berge und Landschaften freigibt.

 

Mein Klassenkamerad Bruno erlebt beim Kaffee im Novellas in Vilters mit, wie ich mich bei einem Notruf (9.4.24) recht spontan für eine Beerdigung am Samstag vor meinem Jubiläumsgottesdienst in Mels entscheide. Eigentlich wollte ich ab Freitag für einen Geburtstagsbesuch am Samstag von Patrice in St. Gallen sein und am Abend kommt Stefan aus dem Tessin bei mir angereist. Er wird bei mir nächtigen, um am Jubliäumsgottesdienst teilzunehmen. Das alles werde ich noch hinkriegen.

 

Zur Vorbereitung der Beisetzung von Hedy in Mels bike ich nach Plons. Weil der Saharastaub weggeregnet ist und die Sonne wieder wärmt, fahre ich der Seez entlang weiter an blühenden Wiesen und Bäumen vorbei bis zum Walensee und nach Vilters zurück. 44 bequeme Kilometer.

 

Die geräumige Kirche in Mels wird zur Beisetzung (13.4.24) fast gefüllt mit Menschen die Anteil nehmen an Hedy`s Abschied. Ein bewegendes Beispiel, wie Menschen enorme Ausstrahlung haben können durch ihre Offenheit und Schaffenskraft. Hedy war als ältestes Kind mit fünfzehn Geschwistern im Bergdorf aufgewachsen. Sie war eine Ersatzmutter von Kindsbeinen an und dann selber Mutter von acht Kindern.

 

Patrice wurde zwei Tage vor meiner Priesterweihe 1974 geboren. Er feiert also am 13. April den fünfzigsten Geburtstag. Mit Amaia und seiner Frau Alyona und ein paar Blumen-Bildern im Gepäck ist er von Berlin angereist, um in seiner Heimatstadt St. Gallen zu feiern und die Bilder zum Verkauf auszustellen.

 

In Vilters füllt sich die Kirche am 14.4.2024 zu meinem 50 Jahre Priester Jubiläum. Beim Eintreten der Gäste begrüsse ich sie alle persönlich. Das treibt mir viele Tränen der Rührung in die Augen, weckt aber auch gegenseitig alle Sinne zum Feiern. Der Jodler Klub Pizol Vilters verbreitet von Anfang an den Schauer, den Naturtöne in einem erwirken können. Zu meinen Erinnerungen, die ich preisgebe, gibt es viele Lacher. Ohne jede Vorprobe stimmen die Gäste zum Einsetzungsbericht des Abendmahles in den untermalenden Gesang des Taizé-Liedes «Ooo, Adoramus te, o Christe» ein. Die Jodelgesänge begleiten uns berührend während der ganzen Feier. Zur Überraschung hält Charlie Wenk (Mitarbeiter während dreissig Jahren) am Schluss eine Laudatio mit lustigen Erinnerungen und Anekdoten. Das Publikum geniesst seinen Auftritt, bei dem er mich immer mehr zum Schwitzen bringt. Spontan singen wir «unser» Vaterunser nach Rimski Korsakow, das wir in St. Gallen eingeführt haben.

 

Im Pfarreiheim sind die Tische hübsch geschmückt und die Wände mit vielen Fotos aus meiner Priesterzeit. Da und auch im Festzelt wird eine schmackhafte Suppe von Marco Lutz serviert. Für jede Menge Kaffee und Kuchen haben viele Frauen auf Anfrage meiner Schwägerin Betty gesorgt. Die Blasmusik unterhält uns mit vielen feinen Melodien. Die Mesmer Stefan und Reto, die Kirchenverwaltung mit dem Präsidenten Vinzenz Beeler und viele freiwillige Helferinnen und Helfer, der Kaplan Martin Blaser, der Jodler Klub Pizol und die Musikgesellschaft Vilters haben mir und den Gästen ein wunderschön stimmiges Fest beschert. Soooou schööön! 

Die meisten Fotos zu diesem Anlass auf meiner Webseite stammen von Ignaz Good, Sarganserländer. Eine Auswahl davon findest du auf.

https://lorenz-unterwegs.jimdofree.com/

 

CHARLIE WENK schreibt:

«Lieber Lorenz,

ja Dein Festtag war ein wunderschönes Erlebnis. Dein Dorf in Dankbarkeit zu erleben und dich in alter Vitalität, Frische und Bodenhaftigkeit, das war einfach ein Geschenk. Der Rückblick auf Dein Leben und die Tätigkeit war eine grossartige Predigt: Respekt allen Menschen gegenüber - das hat Dein Leben geprägt und da warst Du allüberall ein Missionar der First Class. Für mich war es eine grosse Ehre und eine Bereicherung, etwas zu unserem Miteinander von 50 Jahren zu erzählen. Ich glaube, ich habe nie für eine Predigt gleichviele Rückmeldungen bekommen wie nach dem Gottesdienst.

Mit Dir zusammen vorne zu stehen, das war ein Glücksgefühl wie einst in der Halden oder in Gossau und "unser" gesungenes Vaterunser war ein spiritueller Dessert. >Im ganzen Gottesdienst und in Deiner Art zu sein, zu sprechen, zu beten zu würdigen habe ich gespürt, welche Botschaft Du jetzt vermehrt im Oberland leben kannst. Kein Wunder, sind Dir so viele Menschen unendlich dankbar und mögen Dich einfach «huere guet».  Charlie                Liebe Grüsse auch von Margrit»

 

«Lieber Lorenz
Es war ein wunderbarer Sonntag - dein Festtag. Mir hat nichts gefehlt. Deine Art der "Verkündigung", wo es um Menschen und Reich Gottes und nicht um Theorie geht, hat mich berührt. Viele Berührungspunkte, Begegnungen und Erinnerungen wurden wachgerufen und bleiben lebendig. Ja, wir haben vieles miteinander erlebt und dafür bin ich dankbar. Ja, ich bin dankbar für die Zeit, die du mit unserer Familie geteilt hast - sei es die Zeit des Anfangs während des Studiums, die Unterstützung in der Seelsorge, die Hochzeitsfeier mit Priscilla in Braunau, die Mittagessen in Flawil, das Aufwachsen der Söhne. All das lege ich in die Tonschale und den Kelch, die du von Taizé zur Hochzeit gebracht hast.
In den vielen Jahren kamst du immer wieder vorbei und hast das Vertrauen unserer Söhne gewonnen. ...Tobias als Göttisohn, der 2 Jahre während der Ausbildung bei dir wohnen durfte. 
Und neben den vielen Begegnungen bei der Gruppe S (Solidarität) wurde ich immer reicher. So schön!
Ja, du bist ein Freund unserer Familie - du hast alle 10 Grosskinder getauft. So erfahren sie, was "Kirche" sein könnte hier und jetzt.
Du siehst, dass in mir vieles lebt, das mich an dich erinnert. Ich werde die Schätze bewahren und wachhalten.
So möchte ich dir danken für die Zeit des Miteinanders - Ausdruck dafür ist die sonntägliche Feier. Herzliche Grüsse Rolf»
 

Maricka telefoniert mir eines Tages begeistert von Berlin aus: «Im Fernsehen spricht ein Theologe oder Sozialarbeiter aus Zürich. Seine Glaubens- und Lebenshaltung gegenüber den Süchtigen und sein Engagement als HIV-Pfarrer sind unglaublich. So ein toller Mensch. Den solltest du kennenlernen.» «Liebe Maricka, den kenne ich wohl. Er war mein Studienkollege in Chur.» Heute (18.4.24) sitze ich bei seiner Partnerin Silvia und diesem Guido Schwitter in Domat/Ems am Tisch, nachdem er meinen Jubiläumsanlass in Vilters besucht hat.

 

Die Taufe von Lias kann nicht wie bei seinem Bruder Lars auf der Alp stattfinden. Neuschnee bis in die Niederungen. Wir erleben eine innige Taufe in der St. Annakapelle in Vilters (21.4.24).

 

Heinz Amrein und Hans Grämiger treffe ich wie abgemacht in Luzern (23.4.24). Wir sind der letzte mobilisierbare Rest unserer Maturaklasse von Altdorf und quasseln über Kameraden auf unseren Stationen in Rheineck, Altdorf und Chur.

 

Marco – mein Womo-Platzhalter in Vilters - lässt seine fünf grossen Bäume im Garten fällen, einen japanischen Kirschbaum, eine sibirische Tanne, einen Nussbaum, eine Lärche und eine Rottanne (27.4.24). Eine Weisstanne bleibt vorläufig stehen. Sie soll im Dezember den Kranzerinnen und als Christbaum in oder vor der Kirche dienen.

 

Heute (25.4.2024) feiern Theres und Hans ihren 60. Hochzeitstag. Eine beeindruckende Zahl. Seit sechzig Jahren darf ich so Vieles mit Ihnen und ihren Familien erleben. Für ihre drei Söhne-Familien sind sie bis dato unersetzliche Eltern und Grosseltern mit einer unermüdlich anpackenden Präsenz. Für mich sind sie mehr als nur Verwandte. Mit ihrer Achtsamkeit, Grossherzigkeit und Unternehmungslust sind sie mir in wertvoller Freundschaft verbunden. Theres und Hans unterstützen mich heute noch mit ihren kulinarischen, haushalterischen und technischen Talenten. In all diesen Jahrzehnten haben sie Wesentliches für unser verwandtschaftlich wohlwollendes, freundliches Klima unter acht Geschwister-Familien beigetragen. Herzliche Gratulation und Vergelts Gott!    

 

 

2024 MÄRZ 

 

Mein vielgestempelter Reisepass endet mit dem Gültigkeitsdatum vom 11. Februar 24. Am 11. März hole ich mir den Ersatzpass vom Ausweisbüro in Zug ab, den ich dort seit 2017 hinterlegt hatte. Er ist noch zwei Jahre lang gültig. Nötig war der Ersatzpass, weil der Iran keinen Reisenden mit USA und Israel-Stempeln im Pass in ihr Land einfahren lässt. Führen die sich nicht selber hinters Licht? Ich darf zwar in diesen verfeindeten Staaten gereist sein, nur dürfen Reisen im Pass nicht dokumentiert sein.

 

Mein Schwager Hans ist mit sechsundachtzig Jahren nicht zu bremsen. Vom Camping Miralago in Tenero aus, e-biken wir nach Mergoscia. Am nächsten Tag achtzig Kilometer ins Maggiatal nach Bignasco und zurück. Am dritten Tag nach Monti di Motti und Monti della Gana mit 1140 Meter Höhenunterschied. Auf der Rückfahrt nach Rotkreuz will Hans in Lavorgo Zwischenhalt machen und nach Calonico zur wildromantisch gelegenen Kirche San Martino e-biken. Ich wage nicht zu glauben, dass ich in acht Jahren noch diese Leistung wie er jetzt erbringen werde. Gratuliere. Während wir tagelang im Tessin biken, erledigt Theres mit zweiundachtzig Jahren alle vorgesehenen und nichtvorgesehenen Aufgaben und Dienstfahrten zu Hause in Rotkreuz. Gratuliere. (12.-15.3.24)

 

Das Jahreskonzert der Musikgesellschaft Vilters unterhält uns mit schmissiger Blas-Musik. Auch die Jungbläser überzeugen mit aufwändigen Stücken. Die kleinen und grossen Tambouren erstaunen mit gekonnten und präzisen Wirbeln. Ich freue mich sehr zu vernehmen, die Dirigentin Ramona Gätzi ist die Nichte der Mesmerin Brigitte Möckli-Gätzi in St. Gallen-Halden. Das feine Nachtessen von Sacha und der Küchenmannschaft gibt uns Boden bis Mitternacht.

 

Knapp bevor Trudi zu sich nach Hause nach Malaga entwischt, kann ich sie noch in Untereggen besuchen. Eine Freundschaft, entstanden aus dem Engagement für die religiösen Feste ihrer Kinder. Tragende Beziehungen sind so schön. So auch, wenn Adrian und Tobias mir in Abtwil über Projekte aus ihrer Arbeit und Freizeit erzählen.

Quicklebendig gestalten über dreissig Kinder den Palmsonntag in Landquart, wo wir der Verstorbenen Zumbühl`s gedenken. Der Firmling Neels hat die diesjährige Osterkerze hübsch gestaltet und stellt sie uns vor.

 

Der Jodelchorpräsident Paul Niederberger stellt mir die Lieder für mein Priesterjubiläum zur Auswahl vor. Mit neun Einsätzen wirkt das wie ein Jodlerkonzert.

 

Eigentlich bin ich wegen des 50-JahrJubiläums am Dienstag, 26. März 24 und der Chrisammesse in der Kathedrale St. Gallen. Bei solchen Angelegenheiten finde ich immer Platz bei der Neudorfkirche. Der Tag fängt gemütlich an. Heidi und Gallus zeigen mir am Vormittag, was man aus einem berühmten Bankgebäude – Bauzeit 1889-1891 – machen kann. Zum Beispiel einen luxuriösen Globus einbauen. Den Nachmittag kann ich in gemütlicher Ruhe verbringen, es sei denn… Ich entdecke wieder einmal, wie undicht der Abwassertank leckt. Sofort fahre ich zum Wasser ablassen. Telefon an Camping Arbon. «Wir haben zwar keine Zeit, aber du kannst kommen». Um Ein Uhr stehe ich vor den Toren und werde sofort zur Diagnose vorgelassen. Nach eineinhalb Stunden ist der Fehler gefunden und repariert. Diesmal habe ich wirklich mit einem unmöglichen Eingriff am Abwassertank gerechnet und habe mich vor Ort schon nach neuen Modellen umgesehen. In Tat und Wahrheit ist es eine Lapalie, die man aber erst entdecken muss. Die Dichtung des Reinigungsdeckels ist verödet. Wasser hat sich unmerklich davongeschlichen.

 

Der Bischof Markus Büchel ehrt alle Jubilare des Bistums, weiht die Hl.Öle und feiert die Eucharistie. Musikalisch haben die Dommusiker einen Bistumschor zusammengestellt, der zusammen mit dem Volk beschwingte Lieder singt. Die zeitlichen Längen, die während der Liturgie entstehen, werden uns durch Orgelmusik (nicht für alle) angenehm gestaltet. Beim anschliessenden Nachtessen im Musiksaal – zum Reden ungeeignet -  müssen wir uns leider anschreien, was eine Kommunikation sehr erschwert. Das bedauere ich wegen meiner Gäste.

 

Am Hohen Donnerstag öffnet der Mesmer in Vilters beim Gloria des Abendmahls ein Kirchenfenster, um die Glockentöne bewusst in die Kirche einzulassen. Die Orgel folgt fröhlich den Glockentönen und die Ministranten schellen stürmisch in die Jubeltöne mit rein. Diese Choreografie geht mir zu Herzen. Dann folgt die Stille der Einsamkeit im Garten von Gethsemane.

 

Am Karfreitag schweigen die Glocken. Junge Männer drehen die Rätsche, die laut und unschön zur Besinnung über Jesu Tod am Kreuz und die vielen Tode heute aufruft. Das Rätschen ist den demütigenden Geräuschen nachempfunden, die Aussätzige in früheren Jahrhunderten als Warnung für ihre Nähe erzeugen mussten.  

      

Die zwei Kirchenchöre von St. Johann und St. Michael in Zug singen die Spatzenmesse von Mozart am Ostersonntag (31.3.2024) und Osterlieder in der Johanneskirche sehr fein. Surrexit Dominus vere! Alleluja!   

 

 

2024 JANUAR 

 

habe ich nicht als Bericht, sondern als e-mail versandt, darum stelle ich es hier nochmals voran.

Hallo

vorweg: mir geht es gut, sehr gut. Die erzwungene Rötung an den Schläfen und topsurtête sind wieder verschwunden. Der mögliche weisse Hautkrebs prophylaktisch besiegt. Meinem Bruder Paul sei Dank. Er hat die Gefährdung bei mir entdeckt.

Im Monat Januar bin ich nicht wirklich gereist. Habe viel Privates erlebt. Das Womo habe ich probeweise zwischen Vilters und St. Gallen bewegt. Und siehe da: Es streikt immer noch beim Starten mit der Fehlermeldung 092. Motor defekt. Wegfahrsperre. Und trotzdem komme ich beim dritten, vierten Kurbeln weg vom Fleck. Aber unangenehm ist diese Sache ja schon, besonders wenn Gäste dabei sind.

Bin schon ganz gespannt, ob ich am Ende der Woche wieder starten kann. So lange bleibe ich nämlich auf dem TCS Camping in Sion VS. Und dann schaue ich weiter... 

Ja, ich stecke im Wallis, weil ich mal schauen will, wie sich so ein Winter hier abspielt. Wie überall in der Schweiz. Um Schnee knirschen zu hören, müsste ich weit hinauf in die Seitentäler und auch dort knirscht es nicht so richtig. Jetzt bleibe ich unten im Tal und kurve mit dem Velo in der Gegend umher. Im Tal fehlt aller Schnee.

Ich wünsche dir von Herzen einen guten Monat Februar, viel Gfreuts. Liebe Grüsse Lorenz

 

 

 

2024 Februar 

 

Warnung: Es geht gleich ums Wohnmobil. Entgegen meinem Plan verlasse ich Sion nicht bereits am Samstag. Falls ich unterwegs Hilfe brauche, bin ich am Wochenende aufgeschmissen. Starten mit meinem Womo ist Glücksache. Manchmal auf Anhieb, öfter nach zwei-, drei-, viermal kurbeln. Das schiebt mein Vertrauen immer wieder aufs Glatteis.

 

Ich fahre erst am Montag, 5. Februar 24 von Sion über La Gruyere. Mittagspause. Viermal kurbeln bringt nichts. Erst das fünfte Mal. Simon Fürk ist nach einer Woche in St. Gallen nicht zu erreichen (später erklärt er, er nehme die Anrufe auf seiner privaten Nummer nicht mehr ab. Gut zu wissen). Also versuche ich es mit Daniel Luder AG in Höchstetten/BE. Du erinnerst dich. Daniel Luder hat mir mit seinen beiden Söhnen Beat und Martin schon im März 2021 geholfen, als ich im Jura wegen der schlappen Schaltseile an einem Baum hängen geblieben bin.   

 

Nun verbringe ich die Nacht auf dem Firmaareal in Höchstetten, östlich Bern. Die Fehlermeldung vom Nichtzünden sollte behoben sein. Die Fehlermeldung ja, aber nicht die Ursache, nicht der Schaden. Nein, anderntags finden die Mechs versteckt hinter dem Steuerrad ein Stromkabel zur Zündung, das aber an der Halterung durchgescheuert ist und selbstherrlich, besser selbstschwächelnd das Zünden erlaubt oder verhindert.

Beat entsetzt sich beim ersten Schalten über das schlaffe, unpräzise Geschlottere. Dieses ärgert mich schon seit dreizehn Jahren und hat schon wiederholt repariert werden müssen. Die Schaltseile sollen ersetzt werden. Ich warne die Mechs wegen der Überlänge der Seile von mindestens 20 Zentimetern. Spezialanfertigung ist nötig. Bereits im 2021 haben wir in Höchstetten vergeblich auf Schaltseile gewartet. Sie seien zu kompliziert konstruiert und können nicht hergestellt werden, hiess es bei der Firma Technomag in Bern nach drei Tagen.

 

Thomas hat jetzt eine Nacht lang darüber nachgedacht und schlägt morgens um sieben vor, die überlangen Schaltseile auszubauen und die kürzeren Originalseile durch eine neue Führung und Bohrung einzufädeln. Bereits um 17 Uhr sind diese Zauberer mit der Arbeit fertig. Hey, was bin ich dankbar für beide Reparaturen. Starten geht zuverlässig und Schalten wie von selbst. Ein neues Fahrgefühl, Reisegefühl, Sicherheitsgefühl nach dreizehn Jahren! Unbezahlbar! Reiselust kommt auf!

Muss ich eigentlich noch anfügen: Pech verfolgt mich jederzeit und allerorts, aber noch viel mehr Glück!

 

Die nächste Reparatur betrifft das E-bike. Anfänglich war es unpräzises, knackendes Schalten. Das hat es wohl vom Womo gelernt. Ein Velomech in Kirchberg/BE stellte fest, die Kassette (Zahnradkränze) und die Kette müssen ersetzt werden. Es ist jetzt der 6. Februar 24. Einen Termin kann er mir erst für Ende Februar anbieten. Alle wollen wieder in die Pedale steigen. Darauf kann ich nicht eingehen. Muss weiter!

 

Das havarierte E-bike bringe ich zum Mech in Vilters (7.2.24). Der sieht eine Lücke in seinem Terminkalender und repariert mein e-bike in drei Tagen. 1. Tag Diagnose und Teile bestellen; 2. Tag auf Teile warten und Fasnacht. 3. Morgen reparieren und servieren). Super, weil nächste Woche geht`s mit Schwager Hans ab zum Biken in den Tessin.

 

Notfall. Der Pfarrer vom Mittleren Sarganserland ist schwer erkrankt. Kannst du bitte am Sonntag, 11. Februar 24 den Gottesdienst in Wangs und in Mels übernehmen. Notfall: Ja, mache ich doch gern! Bei den Gottesdiensten mache ich mir immer mehr Leute im Sarganserland vertraut.

 

Bärbel und Hans kommen mich übers Wochenende 10./11.2.24 in Vilters besuchen. Sie sind unterwegs über Genua mit der Fähre nach Marokko. Ich muss meinen Zündschlüssel verstecken und den Dieseltank trockenlegen, weil ich sonst gleich hinterherfahre, so gross ist meine Reiselust Dank des reparierten Womos.

 

In Rotkreuz kann ich erst abends um sechs Uhr eintreffen. Vorher sind die Strassen wegen des Fasnachtsumzugs gesperrt.

 

Theres bleibt zu Hause und lässt mich am Montag mit Hans zum E-biken in den Tessin fahren (12.2.24). Winter-Campo Miralago. Ab Mittag fahren wir per e-bike Richtung Bellinzona. Schnupperfahrt.

DI, 13.2.24 Ab Ditto fahren wir statt Monti di Motti nach Monti della Gana (1382m).

MI, 14.2.24 Verzasca, Brione, Sonogno, Cabioi (1082m, 67km).

DO, 15.2.24 Contra, Monte Bre, San Bernardo, Oratorio (1089m, 26km)

 

FR, 16.2.24 Von Tenero geht’s durch den Gotthard nach Rotkreuz, wo Hans seine sieben Sachen aus dem Womo entlädt und ich über Vilters nach Chur fahre, wo ich am Nachmittag den Trauergottesdienst für Albert Vanoni halte. Albert ist der Bruder meines (+2006) verstorbenen Studienkameraden Gottfried Vanoni. Albert erkrankte 1974 an MS und leistete - von seiner Frau Agi begleitet - trotz Krankheitsschüben unerhört viel in der Öffentlichkeit im Kanton Graubünden.

 

In der verwinkelten Heiligkreuzbetonkirche von Architekt Förderer habe ich vor fünfzig Jahren meine erste Studien-Versuchs-Predigt gehalten! Ich kann mich gut erinnern, dass nach der Predigt niemand geklatscht hat. Ich auch nicht.  

 

Nach den guten Bike-Erfahrungen im Tessin erweitere ich diesmal (18.2.24) meine Rheindammtour von Bad Ragaz über Serelli nach Pfäfers und Vilters.

 

Lydia Becker-Vatug ist eine Verwandte von mir. Ich gestalte ihre Urnenbeisetzung in Vilters.

 

Die Lebenden lass mich ziemlich in Ruhe. Die Kranken und Toten halten mich auf Trab!

 

Für den erkrankten Pfarrer der Seelsorgeeinheit Mittleres Sarganserland feiere ich die Sonntagsgottesdienste in Wangs und Mels am 25.2.24 und in Weisstannen und Sargans am 3.3.24. Es sind durchaus schöne Erlebnisse für mich. Ich fühle mich willkommen und brauchbar und die Leute geizen danach nicht mit Echos und Komplimenten. Das ist Seelennahrung. Wie bin ich doch privilegiert, mir diese Nahrung nach dreizehn Jahren Pensionierung dann und wann abzuholen.

 

 

Die vermehrten Einsätze in den Sarganserländer Pfarreien geben der Feier meines 50-jährigen Priesterjubiläums am 14. April 2024 in Vilters etwas Boden. Ich freue mich darauf.