2021 JUNI

 

Es kommt nicht oft vor, aber heute (1.6.21) bin ich um fünf Uhr losgefahren, um den Mechanikern in St. Gallen ihren Platz freizugeben. Gereizt hat mich ein unbekanntes, steiles Hügelgebiet mit kleinen Strassen. Kennst du Schurten, Unter- und Ober- Hamberg, Sitzberg, Kellersacker, Tablat, Wila. Den frühen Morgenstunden zum Dank fahre ich ohne Gegenverkehr!   

 

Vor Lipperschwendi finde ich einen Kiesplatz mit offener Schranke. Und auch am Morgen ist die Schranke nicht verschlossen. Das E-bike schiebt mich über Fischenthal, Raad, Hüebli hoch zur Scheidegg/Wald (1196m). Wunderschöne Aussicht über den Zürichsee auf die Glarner und St. Galler Alpen. Sooou schööön!

 

Stilvolle Terrassen liegen vor dem hübschen Restaurant Scheidegg. Der geöffnete Teil der Terrasse ist voller Gäste. Der Kellner bietet mir, sich fast entschuldigend,  einen Tisch im Innenraum an. „Sie sind unser Ehrengast. Der erste Gast, der seit der Coronasperre wieder im Innenraum Platz nimmt.“ Nach einem feinen Tatar und einer riesigen Portion „rehbruni-schrägschiligi-chammberi-meringue-mit-iis“ offeriert er mir nicht nur einen Espresso, auch noch einen zarten Grappa dazu. Sooou überraschend.  

    

Der Aufenthalt in Rotkreuz (3.6.21) fällt verkürzt aus. Ein Reisefreundespaar (Asienreise 2017 und Panamericana 2019/20) meldet sich aus Kempten und gleichzeitig eins aus dem Wallis: Wir kommen dich gern in Vilters besuchen! Ebenfalls überraschenderweise kommt am Abend noch ein Paar (Meia und Peter) aus Flond im Bündnerland dazu! Sooou schööön!      

 

Drei Nächte verbringen Erstere auf dem Park4night beim Restaurant Ilge. Drei Mal dinieren wir da sehr fein. Claus hält fest, dass wir seit mehr als einem Jahr (am 5.6.21) wieder in einem Restaurant-Innenraum bewirtet werden dürfen.

 

Mit meinen Freunden aus Norddeutschland (Telse und Claus) und dem Aargau (Walda und Walti) laufe ich gemütlich viele Strassen meines Heimatdorfes ab. Die Gäste sind von den gepflegten Blumen und Gärten beeindruckt. 

 

Die „Kunstausstellung“ RagARTz in Bad Ragaz scheint mir sehr viele Ideen von früheren Ausstellungen schwach zu kopieren. Die Attraktion im Giessenpark hat für mich total an Reiz verloren. Vielleicht sind einige Skulpturen vor dem Hotel Quellenhof und in Valens oder nachts eindrucksvoller. 

 

Daniel unterbricht seine Radtour in Bad Ragaz, um mit mir über Reiseerfahrungen zu reden. Er bezeichnet sich als Womoeinsteiger. Auf dem Rad hingegen ist er fast Profi. Einmal ist er vom Nordkap zurück in die Schweiz gefahren und unter anderem hat er die Pyrenäen auf dem Kamm überquert. Das Restaurant Rössli in Bad Ragaz, wo Daniel nächtigt, bietet uns ein Sechsgangmenü für hundertneunundzwanzig Franken. Das lassen wir erst mal sein.  

 

Bärbel und Hans (Seidenstrasse, Panamericana) besuchen mich in Vilters (11.6.21) auf ihrem Weg von Winterbach/Stuttgart ins Maggiatal. Sie beweisen mir mit knallrot schimmernden Körbchen, ihr Remstal ist ein Erdbeeranbaugebiet.

 

Den Sonntag (13.6.21) verbringe ich mit viel Schmerzen im Flumserberg und toppe mich mit Mitteln dagegen. Am Montag (14.6.21) fühle ich mich fit für eine Velotour. Theres besucht unsere Verwandten, während Hans und ich von Vilters aus losradeln. Pfäfers, Vättis, Kunkelspass (1356m), Tamins, Chur, Vilters, das bedeutet 77km und 1450m Aufstieg. E-bike sei Dank.

 

Sie war eine dienstbereite Sekretärin in Gossau, meiner ersten Arbeitsstelle als Kaplan. Einmal im Monat arbeitete sie auch samstags, um die Abläufe und Texte unserer Jugendgottesdienste zu schreiben und zu vervielfältigen. Solche Gottesdienste, von Jugendlichen erarbeitet und gestaltet, hielten wir jeweils an Sonntagabenden mit tausend Leuten. Vergangene Zeiten, wertvolle Erinnerungen auf Schritt und Tritt. Heute nehmen wir Abschied von Rosmarie in der Pauluskirche. Bei der Begrüssung der Gäste vor der Kirche sind wir beide total voneinander überrascht, dass wir beide da sind: Der Sänger und Musiker Malcolm Green und ich. Malcolm schwärmt: „Du bist meine Geschichte.“ Malcolm singt das „amacing grace“. Sooou schööön!

 

Nach einem Besuch bei meiner betagten Cousine in Gossau, entscheide ich mich spontan, mich nach einem Campingplatz im Jakobsbad umzuschauen. Der Platz ist eigentlich voll, aber der Platzwart, Leo Huber, findet für mich noch ein paar Meter!

 

Regula, Herrmann, Irene und Eugen finden mich im Jakobsbad. Frühere Berg- und Skitouren tauchen in der Erinnerung auf. Sooou schöön!

 

Die Velowege sind leider nur entlang der Strassen möglich. Trotzdem verwandelt sich die Landschaft immer wieder vor meinen Augen. Appenzell, Weissbad, Brülisau, Jakobsbad. Sooou schööön!

 

Dominic kommt mit seiner Harley Davidson 08 von St. Gallen angefahren. Eine ruhig knatternde, dreihundert Kilogramm schwere, wassergekühlte Maschine, die bei Vollgas klassisch dröhnt!

 

Ausser Katrin und Meinhard aus Österreich, die mich jeden Abend zu einem Glas Wein bei Sonnenuntergang einladen, gibt es fast nur Berner auf unserem grossen Camping Jakobsbad. Bern muss ein gewaltiger Kanton sein.  

 

Marco meldet mir einen kleinen Ölfleck auf meinem üblichen Stellplatz. Darum fahre ich von Jakobsbad zu Fürk AG (18.6.21) nach St. Gallen. Es scheint die Dichtung am Ölwannenablauf zu lecken. Das bringt Simon schnell in Ordnung. Eine Testfahrt aber ergibt, dass die Wanne um die Ablaufschraube herum leckt. Ein neuer Termin für eine neue Wanne!

 

Sonntagmorgen um drei Uhr (20.6.21) erwache ich in Vilters mit heftigen Magen-, Bauchschmerzen am eigenen Leib! Zwei Mal würgt mich ein Erbrechen. Im Bett ziehe ich eine Jacke an und die Decke über mich. Es soll heute über dreissig Grad heiss werden und ich friere.  Dauernd wechsle ich die Seite im Bett und ausserhalb, um die Schmerzen kurzfristig zu lindern. So winde ich mich in den Tag hinein. Meine Vermutung: Die Schmerzmittel, die ich wegen der schmerzenden Lendenwirbel regelmässig einnehme, beginnen den Magen zu quälen. Am Abend darf ich meinen Hausarzt anrufen. Leider habe ich es in der Schlotterphase verpasst, Fieber zu messen, so elend und willenlos habe ich mich erlebt. Der Arzt klärt im Gespräch ein paar mögliche Ursachen und mein Schwager Sepp bringt mir unverzüglich treffende Medikamente aus seinem Fundus vorbei. Sooou schööön!

 

Am Montag (21.6.21) ist der ganze Spuk mit den Magenschmerzen vorbei. Und, o Wunder, auch die Wirbelschmerzen sind überwunden. Ich fühle mich wie neu erfunden. Nur ein Brummschädel sagt mir, dass da was war. Sechs Monate seit dem Schneeschaufeln, bzw drei Monate seit dem Skiunfall haben die Schmerzen wegen Osteoporose einbrechender Wirbel angedauert. Jetzt ist aber Schluss damit. Sooou schööön!

 

Mit Betty und Paul fahre ich zu Theres und Hans nach Rotkreuz.  Feines Mittagessen. Bestaunen des Gartens und der Blumen. --- Am Nachmittag stelle ich mich dem Arzt zur medizinischen Fahrausweisprüfung. Die bestehe ich ohne jegliche Einschränkung. --- Als wir in Vilters ankommen, schickt Theres ein betrübliches Bild. Hagel hat alles Farbige und Grüne zusammengeschlagen und der Wintergarten ist voll Wasser angelaufen.

 

Mein Womo steht (23.6.21) bei Fürk AG in St. Gallen. Die Ölwanne wird am Vormittag ausgewechselt. Zurück nach der Testfahrt am Nachmittag muss ich anmelden: Die Klimaanlage schaltet nicht mehr aus, ebenso wenig der Rückfahrmonitor. Nach einiger Zeit wird ein nasses Relais gefunden, das beim Druckwaschen des Motors Wasser abbekommen hat. Dieses Relais wird ersetzt und alles funktioniert.  Ich verabschiede mich zum zweiten Mal an diesem Nachmittag und kehre gleich wieder zurück. Beim Bremsen mit wenig Geschwindigkeit spüre ich ein Ruckeln am Steuerrad und ein metallisches Geräusch von unten. Eine Verbindungsstange zwischen den Vorderrädern wurde beim Austauschen der Ölwanne verkehrt eingesetzt und … beim Korrigieren gleich nochmals verkehrt und zum Füllen der Mängelliste wird noch eine lockere Schraube gefunden. Mittlerweile zeigt die Uhr auf Feierabend. Den von Peinlichkeiten gedemütigten Mechaniker entlasse ich mit einer Überraschungsnote für seinen Geldbeutel. Man kann ja die Dinge auch mal drehen!

Dieser Nachmittag macht auch mich müde. Ich entscheide die Nacht auf dem Areal zu verbringen. Gut so, denn am Tag danach ruft CCC Arbon an, meine Hydraulikstütze für eine Aussenklappe sei angekommen. Bald bin ich von Urnäsch kommend auch da vor Ort und Andy behebt diesen Mangel. Eine Klappe am Womo weniger, die mir regelmässig auf den Kopf fällt.  

 

 

Die täglich angesagten Hagelschläge vom Jura, über Bern bis in die Innerschweiz lassen mich vorsichtig in der Ostschweiz verweilen. Meine Versicherung AXA schickt mir nach dem ersten Vorfall von sich aus einen Link: „Falls Ihr Auto vom Hagelschlag getroffen wurde, melden Sie den Schaden mit diesem Link…... Wir kümmern uns.“  

2021 Juli

 

Am 5. Juli lasse ich mir in der Apotheke in Bad Ragaz in der Nase herumbohren und ein Testat auf Italienisch ausstellen. Alles i.O! Die Erklärung auszufüllen, wohin ich fahre und mich aufhalten werde, habe ich nach mehrmaligem Scheitern im Internet aufgegeben und dann vergessen. Beim Grenzübergang nach Italien in Como wird es sich zeigen, was Sache ist.

 

An der Grenze werde ich nicht beachtet, nicht einmal durchgewinkt, sondern fahre einfach durch. Niemand interessiert sich für mich und meine Dokumente. Das Geschrei, alle nötigen Papiere zu beschaffen ist laut, die Umsetzung durch Kontrollen unmöglich und auf der Strasse total vernachlässigt. Da wird man wohl selber zum Vernachlässigen ermuntert.  

 

Die Empfangsdame am „Camping no stress“ ist erstaunt, dass ich mehr wie eine Nacht in Como bleiben werde. Das sei unüblich. Man würde hier meistens nur eine Transitnacht verbringen.

 

Im Süden erwartet man immer schön Wetter. Auch darum soll die Hochzeit von Irina und Gian Luca am 7. Juli 2021 in der Villa Geno bei Como stattfinden. Schwarze Wolken drohen das Spiel zu stören. Wir beginnen darum die Zeremonie im Garten etwas früher. Just nach meinen einführenden Worten und dem vom Bräutigam gesungenen Lied, entscheiden wir den Austragungsort in den Saal der Villa Geno zu verlegen. Hier führen wir die Zeremonie zu Ende, während draussen kurz heftiger Regen niederprasselt. Meinem Empfinden nach stört diese Umstellung die spirituelle Dichte kaum.

 

Worte wie „das Spiel“ und den „Austragungsort“ sind dem EM-Match Dänemark gegen England geschuldet, der während des Mahlhauptganges der Hochzeitsgesellschaft stattfindet und beim Stand 1:1 in die Verlängerung führt.

 

Das habe ich befürchtet. Nach dem vielen Regen sind zwei Schränke an der Rückwand innen nass! Paul hilft mir leiterliauf, leiterliab den Schaden von Anfang März 21 auf dem Dach fachmännisch zu beheben. Einen Tag lang arbeiten macht mich hundemüde!

Auf dem Weg nach Berlin (ab 11. Juli 21) nächtige ich bereits vor Ulm und auf einem Holzerplatz im Fichtelgebirge. Nach zwei Tagen erreiche ich trocken den Stellplatz Oase in Berlin Mitte (westlich von Trier bis Köln werden ganze Dörfer von Wassermassen verwüstet und teils mitgerissen).

 

Besuche sind angesagt bei Patrice, Heidi, Benno, Maricka (die Namen gelten stellvertretend für Familien). Patrice und Alyona besuchen mich mit der kleinen Amaia öfters auf meinem Stellplatz beim Gesundbrunnen in Berlin. Bei Heidi in Köpenick gibt’s feinen Kuchen im Garten und sitzen an der Spree. Bei Benno in Köpenick ein Frühstück mit der Familie. Mit Maricka und Willi lerne ich den Trebuser See mit dem feinen Restaurant Seeblick kennen und am Nachmittag einen feinen Kuchen zu Hause in Schöneiche. Alles sooou schööön!

 

Im Gebiet Grünheide stampft Tesla ein riesiges Elektroautowerk aus dem Boden. Die Bevölkerung hat Bedenken vor künftiger Gewässerverschmutzung - es gibt hier viele kleine Seen - und dem anschwellenden Boden- und Wohnpreis.

 

Am 20. Juli 21 wird nach zehn Jahren Bauzeit für 680 Millionen Euro der Neubau des Humboldt-Forums eingeweiht. Die Fassade ist im Stil des Schlosses, das von den Kommunisten vernachlässigt und geschleift und jetzt neu aufgebaut und umbenannt wurde. In den Innenhöfen stehen modernste Zwischentrakte für Ausstellungen und Veranstaltungen. 

 

Mit Felix vom Stellplatz Oase kann ich eine Verlängerung von vier Stunden aushandeln, damit Patrice mit Alyona und Amaia am Freitagnachmittag zusteigen kann. Mein Lösungswort: „Ich werde im Womo bleiben. Sie können mich von einer Ecke zur anderen versetzen, wenn ich nur da bleiben darf“. Ok, sagt Felix schliesslich.

 

Eben (22.7.21) will ich das Womo in Richtung Stadt verlassen, da kommt die Retourkutsche. Felix will mich der Reporterin Katrin und dem Fotografen Gerd von der Berliner Zeitung BZ vorstellen. Sie fertigen als Sommerfüller einen Artikel über Wohnmobilstellplätze in Berlin! Weil ich schon eine Weile da sei, würde es die Zeitungsmacher interessieren, meint Felix. Über eine Stunde bleibe ich im eifrigen Gespräch mit Katrin, während sie ihr Notizheft seitenweise füllt und Gerd wird mir seine Profifotos für meinen Blog zur Verfügung stellen! Durch Rückfragen erfahre ich auch Persönliches von den Beiden, was ich hier nicht preisgebe. „Wo ist es für Sie am Schönsten,“ fragt die Reporterin? „Da, wo es zu einer echten Begegnung kommt, so wie jetzt diese Stunde mit Ihnen,“ lautet meine ehrliche Antwort. Sooou schööön!

 

Am Abend ruft mich ein Redaktor der Fachzeitschrift IVECO & YOU an. Du erinnerst dich, ich stand vier Tage lang wegen kaputter Schaltseile bei IVECO LUDER AG in Höchstetten in Reparatur. Der Chef Daniel meinte damals im März 21, meine Geschichte „zehn Jahre Wohnmobil“ gehöre in die oben genannte Fachzeitschrift. Jetzt ist es soweit. Der Artikel wird nicht meine Motorenkenntnisse und Pannen ausbreiten, sondern lediglich ein Portrait von mir. Richard von Ingolstadt (D) wird nach diesem Telefonat und dem Schnuppern auf meiner Webseite den Artikel selber schreiben. Das gefällt mir: Ich plaudere und andere arbeiten.

 

Nach zwei Tagen Fahrt treffe ich mit Patrice, Alyona und Amaia am 24.7.21 punktgenau um 14 Uhr in Freiburg i.Br. bei der Autovermietung ein. Zeitgleich erreichen uns ohne zeitliche Abmachung Dominic, Gioia, Joline und Shana, letztere mit ihrem Grosi Silvia aus der Schweiz kommend. Von hier aus umfahren wir mit drei Autos Colmar und setzen über den Col de la Schlucht auf den Col du Sapois. Ich bleibe wegen der Fahrzeuggrösse allerdings auf dem Stellplatz in Ramberchamp bei Gerardmer zurück. Die letzten hundert Meter zur Bérgerie, dem Ferienhaus von Lambeau`s, ist für mich ein unpassierbarer, enger, steiler Naturweg. Den schaffe ich täglich nur mit dem E-bike.

 

Was für eine Idylle, diese Bérgerie. Ein grosszügig modern ausgebautes Schäferhaus mit einem riesigen Panoramafenster auf die Vogesenhügel. Westlich davon die Aussenmauern einer grossen gepflegten Ruine. Mittendrin eingeebnet als Aufenthaltsort und Spielplatz. Sooou schööön!

 

Wanderwege gibt es um den Gerardmersee und über die dichtbewaldeten Heidelbeeren-Hügel.

 

Selestat im Elsass fasziniert durch die bunt bemalten Fachwerkbauen. Für die kleine Amaia ist es Zeit zur Umkehr - sie erträgt das Rücklingssitzen im fahrenden Auto nicht. Dominic besucht mit seiner Familie und Silvia noch den hübschen Ort Ribeauvillé und bringt Gewürztraminer zum Raclette nach Hause. Sooou schööön!

 

Bei der Bérgerie am Col du Sapois fliesst frisches Wasser von einem Zuber zum andern. Hier gestalten wir eine Segensfeier (29.7.21) für die fünf Monate alte Amaia. Willkommen in der familiären Gemeinschaft und Gottes Schöpfung! Sooou schööön!

 

Colmar verblufft mit Riegelbauten im dichten Strassennetz der Altstadt. Das schätzen tausende Touristen wie wir. Gleich gegenüber der Kathedrale St. Martin locken und verführen Crèmeschnitten und Eclaires im Schaufenster eines Caffées. Alles sooou schööön!

 

Le Corbusier hat auf einem historisch mit Kapellen bebauten Hügel in Ronchamp (FR) eine wirklich sehenswerte Chapelle erbaut. Er schaffte damit 1955 den Durchbruch zum modernen Kirchenbau. Die schwere, geschwungene Betondecke scheint durch eine Lichtnute doch eher wie ein Zeltplane über den massiven Mauern zu schweben. Damals konnte man in der Bauweise noch nicht auf Seitenaltäre verzichten, wo überzählige Priester gleichzeitig „die Messe gelesen“ haben. So gibt es neben dem Kapellenaltar noch drei versteckte Nischen mit Altären. Grundzüge dieser Architektur von Le Corbusier wurden in der Folge bei Neubauten hunderte Male nachempfunden.

 

Nach einer gelungenen Ferienwoche aus - wegen Corona -  verschobenem Anlass zum 80. Geburtstag von Silvia trennen sich ihre Familien wieder. Die Familie Gioia/Dominic reist in Frankreich weiter. Die Grosi besteigt in Freiburg i.Br. den Zug in Richtung Schweiz. Die Familie Alyona/Patrice bringe ich im Womo zurück nach Berlin. Sooou schööön!

 

2021 August

Am 1. August 2011 habe ich mit vielen Freunden in der Wallfahrtskirche Ziteil im Gebirge den letzten Abschiedsgottesdienst zur Pensionierung gefeiert und bin dann mit meiner Schwester Theres und Schwager Hans über das Engadin in die Dolomiten losgezogen. Das war der Beginn meiner zehnjährigen Reise, die ich noch keinesfalls beenden möchte.

 

Statistik zum Womo: - 285000 Kilometer in zehn Jahren gefahren. - Ich gestehe zirka 40000 Liter Diesel (inklusive Heizöl) in Europa, Asien, Nord- und Südamerika verbrannt zu haben - mit dem Womo zweiundvierzig Staaten befahren zu haben (einige davon zwei- und mehrmals. Zähle ich alle Reisen vor der Womo-Ära noch dazu, erweitert sich die Liste um Afrika, Australien und Grönland auf insgesamt dreiundsechzig Staaten).  Am Schönsten und Interessantesten war es immer da, wo ich gerade war. Sooou schööön!

 

I am missing you! Kleine Amaia. Ich vermisse dein ernstes, ruhiges Nachdenken sichtbar auf deinem zarten Gesicht. Ich vermisse deine gelingenden Versuche, dich vom Rücken auf den Bauch zu drehen und zurück. Dein geduldiges Greifen und Strecken nach Gegenständen. Ich vermisse dein Beobachten der Handbewegungen, wenn Kinder und Erwachsene etwas vom Teller zu ihrem Mund führen. Und ich vermisse dein Lächeln und die vor Entzückung ausgestossenen Laute. Das Fahren und Schlafen im Wohnmobil von Berlin in die Vogesen und zurück hat dir sehr gefallen. Du bist jetzt fünf Monate alt. Während einer Woche habe ich deine Entwicklung beobachten dürfen. So feine Schritte! Sooou schööön!  

 

In Magdeburg sehe ich (5.8.21) Womos an der Elbe stehen, finde aber den Zugang dorthin nicht. Enttäuscht suche ich Bernburg a.d. Saale auf, weil ich doch Neues in Sachsen Anhalt kennen lernen möchte. Unweit von der Mündung der Saale in die Elbe liegt das sehr naturnahe, ruhige Camping von Bernburg, wo die Saale auf Grund von Schiffschleusen Tag und Nacht lautlos vorbeischleicht. (2013 wäre mein Womo an dieser Stelle allerdings übers Dach hinaus im Wasser gestanden, erzählt die Campingleiterin.)

Im Schloss Bernburg erhebt sich markant der Eulenspiegelturm aus dem späten 12. Jahrhundert.  

 

Nebst Rehen und Hasen entdecke ich bei einer Velotour der Saale entlang (6.8.21) den Wasserturm von Alsleben und das Schloss Plötzkau. Tags darauf verirre ich mich flussabwärts total in den Feldern. Immerhin heben da und dort Rehe den Kopf zum Gruss und legen auch mal einen Sprint ein.

 

Quedlinburg (9.8.21) erreiche ich nun wieder mit dem Womo. Diese Kleinstadt bietet ein paar hübsche Riegelbaustrassen (Fachwerk). Halberstadt hingegen nur Dome und Kirchen. Alles andere ist von lieblosem Zweckbau. 

 

Wernigerode lockt Touristen in die Riegelbaustrassen. Im Burgenbus hocken mir zu viele Leute. Ich nehme Abstand und lasse das Schloss über dem Städtchen thronen.

 

Heute ist mein Namenstag (10.8.21). An Tagen wie diesen gibt`s auch mal Ärger. PKWs haben mich mit Parken verbarrikadiert. Links kämpfe ich vorsichtig um Zentimeter und rechts um scharfe Randsteine. Ich muss nochmals ein wenig zurücksetzen. Da passiert es. Ich kann das Auto, das hinter mir bereits in meine Parklücke drängt nicht sehen, hören schon! An seinem Auto entsteht ein fast unsichtbarer Schaber. Er will es aber seiner Firma melden, weil er ein Dienstauto fährt.

 

In Witzenhausen bleibt mir der Campingplatz versperrt. Die einzige Zufahrt durch das Städtchen ist zu eng.  

 

Bei der Durchfahrt in Laudenbach trifft es mich wie vom Blitz aus heiterem Himmel mitten ins Gesicht. Ich kann nicht einmal ein Lächeln aufsetzen, so schnell geht das. Viel kann es mich nicht kosten. Aber ärgerlich ist es alleweil für mich, für die Deutschen und Schweizer Behörden, die mich ausfindig machen müssen. 

 

Genug jetzt an diesem Tag. Wenigstens haben die Laudenbacher einen grossen Lagerplatz nicht abgesperrt. Hier verbringe ich die Nacht. Frei! Fast frei, denn den Erlös finden die Laudenbacher bereits in ihrem Blitzerkasten.  

 

Auf dem Weg nach Rothenburg o.d.Tauber erhalte ich von Maricka ein Foto vom Zeitungsartikel „Urlaub auf Berliner Asphalt“ in der Berliner Zeitung (11.8.21). Die Reporterin Katrin Bischoff gibt mein Interview gekonnt wieder.

 

An Maria Aufnahme in den Himmel (15.8.) feiern drei meiner Geschwister, drei Schwägerinnen und zwei Schwager meinen fünfundsiebzigsten Geburtstag in den Flumserbergen.

 

Zum Klassentreffen der 3. SeklerInnen von Sargans organisiert Christoph eine Führung durch die Freiluftausstellung Ragartz in Bad Ragaz. Ein paar Hinweise helfen mir ein bisschen begreifen, was andere unter Kunst verstehen, sagen wollen, ja sogar hohe Geldsummen dafür verlangen, wie zum Beispiel für ein plattgepresstes  Schweizer-Ölfass. In meinem Womo (und in meinem Verstand) findet nichts davon Platz.

 

 

Seit dem 12. August  bleibt mein Laptop gehackt! Grausam! Für mich sind keine Daten mehr zugänglich. So ein Verlust, so ein Gefühl von Bedrohung über Tage und Nächte. Das Laptop muss ich Profis in Sargans überlassen. Genau am 31. August 21 zaubert mir der Profi auch diesen Reisebericht als letztes Dokument wieder auf meinen Desktop! Welch glücklicher Moment. Sooou schööön!